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Heimatfreunde aus nah und fern feiern Jubiläum - 35 Jahre Ortschronisten der Stadt Naunhof

Naunhof, den 09. 10. 2020

Dass die Ortschronisten nach Absage im Frühjahr dennoch Geburtstag feiern konnten, ist in diesem Jahr schon etwas Besonderes, wo doch Kulturveranstaltungen jeglicher Art plötzlich „Mangelware“ wurden. Wenn dann trotz Corona-Regeln der Bürgersaal von Freunden der Heimatgeschichte bis auf den letzten Platz gefüllt war, zeigt deutlich, dass Heimatgeschichte mehr ist als in alten Unterlagen zu forschen und zu sammeln. Es geht um das Bewahren von unverwechselbarer Geschichte in unserer Stadt, die Naunhof dadurch einmalig macht. Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten am, 6. Oktober standen neben den kulinarischen und kulturellen Einlagen die gegenseitige Unterstützung und der Austausch von Informationen. Nur selten hat man Gelegenheit, in dieser Runde zusammenzukommen. Den entsprechend wurde der Nachmittag zum regen Austausch genutzt. Aktuelle Projekte wurden besprochen, Perspektiven für die weitere Zusammenarbeit aufgezeigt und bis in die Abendstunden Anekdoten aus der Geschichte Naunhofs erzählt.

 

Es waren die Industriepioniere, die die Kleinstadt Naunhof um 1900 aus dem Dornröschenschlaf holten oder die „Sommerfrischler“ aus Leipzig, für die es schick war, neben ihrem Haus in der Messestadt auch ein Sommerhaus in Naunhof zu besitzen.  In Neu-Naunhof musste man auf Luxus nicht verzichten, ob Gasheizung und gehobene Sanitärausstattung - es blieben keine Wünsche offen.

Aber wie war es vor 35 Jahren? 1985 wurde durch den damaligen Bürgermeister Harry Eichhorn die Gründung einer „Arbeitsgemeinschaft Ortschronik“ angeregt, denn Mitte der 1980er Jahre fand in der DDR ein Umdenken statt. Es wurde angestrebt, sich mehr mit der eigenen Heimat und Herkunft zu befassen. Durch die Möglichkeit, in der kleinen Galerie „KUGEL“ den Schatz der ehemaligen Heimatstube, die historischen Postkarten von Naunhof, zu zeigen, entstand schnell der Wunsch, es nicht dabei zu belassen, sondern sich grundsätzlich stärker der Heimatgeschichte zu widmen. Unter der Leitung von Helmut Schumann (†) waren Herta Trenkmann (†), Werner Kendscheck, Heinz Tümmler (†), Prof. Dr. Jürgen Hemme, Martin Möckel (†), Roland Nürnberger (†), Jürgen Rückert und Mathias Bräuer die ersten aktiven Ortschronisten von Naunhof. Mit Unterstützung der Stadt fanden regelmäßig einmal im Monat Treffen im Rathaus statt, wo neben dem Erfahrungsaustausch auch an Geschichtsprojekten gearbeitet wurde. Schwerpunkt und Höhepunkt bildete jedoch die Vorbereitung und Durchführung der jährlichen öffentlichen Geschichtskonferenz im Ratskellersaal. Die 150 begehrten Freikarten waren schnell verteilt und das dort gelebte Miteinander und das daraus entstandene Gemeinschaftsgefühl stärkten die Identifizierung mit der Stadt.

 

Die große geschichtliche Veränderung vor 30 Jahren – die friedliche Revolution – ließ Heimatgeschichte in den Hintergrund treten. Umso schöner ist es, dass auch heute noch ein harter Kern von Mitstreitern um Archivar Andreas Klöthe, Eckhard Schilde und Olaf Beyer Heimatgeschichte und damit kulturelles Erbe lebendig hält. Die Ortschronisten treffen sich seit vielen Jahren jeden Dienstagnachmittag im Heimatarchiv in der Ladestraße. Sie sind kein eigenständiger Verein, sondern Bestandteil der Naunhofer KulturWerkStadt. Von dort erfahren sie bis heute die größtmögliche Unterstützung.

 

Vieles ist im Laufe der Jahre entstanden. Neben Werner Kendschek, der die Lindhardter Ortsgeschichte mit seinen Gaststätten, Heimen und dem Armeeareal detailreich aufgearbeitet hat, müssen auch Helga Korlach und Eleonore Nicklisch aus Albrechtshain sowie die beiden Fuchshainer Rolf Bauer (†) und Uwe Griessl genannt werden. Durch die Recherche der Orts-chronisten konnte so manche Begebenheit aufgehellt und für die Nachwelt erhalten werden. Ein von Olaf Beyer in unzähligen Archivbesuchen erstelltes Brandkataster der Stadt Naunhof ist heute ein grundlegendes Nachschlagewerk. Die Erarbeitung von vielen Firmen- und Hausgeschichten ist den Ortschronisten ebenso zu verdanken wie die aktive Mitarbeit bei städtischen Veranstaltungen. Hinzu kommt die Beantwortung von Rechercheanfragen, Schülerhilfe, Feriengestaltung für Hortkinder und die Teilnahme an überregionalen Aktivitäten. Mit dem Buch „Sagen, Sagenhaftes und Gesagtes“, gesammelt und geschrieben von Andreas Klöthe mit Illustrationen von Eckhard Klöthe und einer Abhandlung über die Auflösung der Industrielandschaft in Naunhof in den Jahren 1989 – 1991, geschrieben von Dietrich Wielgosch entstanden erst jüngst zwei Werke, die von großem Interesse für die Öffentlichkeit sind. Großen Wert legen die Ortschronisten auf den Austausch mit den Heimatvereinen und Ortschronisten der Region. Durch unermüdliches Sammeln ist im Laufe der Jahre ein Heimatarchiv entstanden, das seines Gleichen sucht.

 

Aushängeschild ist heute jedoch vor allem die 2002 gegründete Heimatstube im Haus der Vereine. Renate Scheibner, damalige Leiterin der Naunhofer KulturWerkStadt, schuf dafür die Voraussetzungen und begleitete die Aktivitäten der Ortschronisten stets mit Wohlwollen. In der Heimatstube werden Werkzeuge von Handwerkern und Betrieben aus der früheren Naunhofer Zeit ausgestellt. Dazu kommen Alltagsgegenstände hauptsächlich aus dem Zeitraum 1890 bis 1990. Aber auch neuere Naunhof-spezifische Gegenstände werden gezeigt. Hintergrund bleibt bei alledem, die Geschichte der Stadt weiter zu erhellen.

Interessieren auch Sie sich für die Geschichte Ihrer Naunhofer Heimat? Die Heimatstube freut sich auf Ihren Besuch immer am ersten Samstag im Monat von 14:00 – 18:00 Uhr.

 

 

Bild zur Meldung: Gruppenbild aller Anwesenden

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